hibiscus Fortpflanzungsmythen

Immer häufiger ließt man von den abenteuerlichsten Gründen, weshalb jemand Nachwuchs hat. Da dies schnell mal zu Mythen führt, versuche ich hier mal etwas aufzuklären.

 

Erstmal zum Fakt:

Goldhamster sind etwa ab der vierten Woche geschlechtsreif. Einige früher, einige ein paar Tage später. Mit Erreichen der Geschlechtsreife werden die Weibchen etwa alle 4 Tage paarungsbereit. Im Winter setzt die Paarungsbereitschaft auch mal einige Zyklen aus. Die Jungs können an für sich immer ;-)
Die Paarungsbereitschaft des Weibchens beträgt wenige Stunden. Ist das Weibchen hitzig, so fällt es nach Stimulation (berühren des Po's durch das Männchen) in eine sogenannte Deckstarre. Der Rücken ist durchgebogen, der Po gehoben und das Schwänzchen nach oben gereckt. So kann das Männchen gut aufreiten.


Hamsterweibchen besitzen die Fähigkeit, bei Stress, körperlicher Schwäche oder Nahungsmangel die Jungtiere im Mutterleib zu resorbieren. Ein Speichern von Sperma geschieht nicht.

 

 

Nun zu den Geschichten. Alle davon haben wir mindestens einmal via e-mail geschildert bekommen, als jemand seinen Wurf Hamsterbabies bei uns abgeben musste, weil man sie vor den Sommerferien doch ganz blöd vermittelt bekommt.

 

1) Panzerknackerhamster

Eine der am häufigsten vorkommenden Geschichten ist der liebestolle Hamster, der aus seinem ganz sicher fest verschlossenen Gehege ausbricht und in das ganz sicher fest verschlossene Gehege eines anderen Hamsters mit gegenteiligem Geschlecht einbricht.
Nun, es kommt nicht selten vor, dass ein Hamster mal ausbüchst. Auch uns ist das schon passiert, eine Kandidatin hat sogar das Lüftungsgitter abgerissen.
Wo es allerdings ungläubig wird, ist, wenn besagter Hamster in das Gehege eines anderen Hamsters einbricht, der womöglich noch in einem anderen Zimmer steht, oder aber so weit erhöht, dass Hamster nicht nur enorme Höhen klettern müsste, sondern sich auch mit einer Liane an die Frontscheibe schwingen müsste. Ganz zu schweigen, dass in Windeseile entweder ein Loch in das Gehege genagt werden muss, eine schwere Glascheibe von außen aufgeschoben werden muss oder genau an der richtigen Stelle des Gitters genagt und gezogen werden muss, dass das Gitter auf geht. Wenn das alles gleichzeitig gegeben ist UND dann noch einer der beiden Hamster paarungsbereit ist, dann ist das sicherlich eine Sensation - sonst aber eher eine Ausrede.
Und nun habe ich das Bild eines lianeschwingenden Hamsters im Kopf...

 

2) Munteres Techtelmechtel während des Auslaufs

Wie oft ließt man, dass Babies entstanden sind, weil ein Hamster abgehauen ist, während ein anderer gerade Auslauf hat? Oft genug. Nun, auch dass ein Hamster mal abhaut, ist nichts Ungewöhnliches. Hatten wir oben schon. Auch die Tatsache, dass das passieren kann, während ein anderer Hamster gerade Auslauf hat, ist möglich.
Nun kommen wir wieder zu der Wahrscheinlichkeit, dass da gerade einer der beiden Hamster paarungsbereit ist. Auch dieser Zufall kann dann gegeben sein. Aber immer wenn ich diese Story höre, frage ich mich, wie man als Mensch seine Hamster über einen längeren Zeirtaum unbeaufsichtigt im Auslauf lassen kann? Denn ein Paarungsakt ist nicht in ein paar Sekunden vollzogen und von einmal aufreiten wird ein Weibchen nur selten schwanger. Wenn das so einfach wäre, würden wir Züchter nicht oft über eine gute Stunde neben unseren paarenden Hamstern sitzen und sie beaufsichtigen.

 

3) Die Kinder, die zu Besuch waren, haben sie miteinander spielen lassen

Wir appellieren immer wieder, Kinder im Umgang mit den nachtaktiven Tieren zu sensibilisieren. Dazu gehört für uns auch, Kindern, auch wenn sie zu Beusch da sind, darauf hinzuweisen, dass Hamstrer kein Spielzeug sind und zudem noch nachtaktiv sind. Zudem fragen wir uns oft, wie man es nicht mitbekommen kann, dass Kinder zu besuch sich über längeren Zeitraum unbemerkt bei den Tieren aufhalten. Eigene Kinder hier ausgenommen.
Doch selbst wenn Kinder am Mittag die Hamster zum spielen wecken, so wird eine Paarung nicht stattfinden, da durch die Nacktaktivität der Paarungszyklus erst später eintrifft. Die Hamster sind tagsüber so müde, dass die an alles andere denken, als ans pimpern.

 

4) Begattung durch das Gehege

Das ist unser Lieblingsgrund, wie es zu ungewolltem Hamsternachwuchs kam. Da fragen wir  uns auch jedes Mal, ob diejenigen, die uns diese Story auftischen, selbst daran glauben.
Es gibt ja verschiedene Gehegetypen: Eigenbauten, Glasgehege, Gitterkäfige... Glas schließen wir mal aus und nehmen nun nur Eigenbauten mit Lüftungsgitter, Terrarien mit Lüftungsgitter und Gitterkäfige.
Weiter oben habe ich ja den Paarungsakt beim Hamster beschrieben und ein Foto zeigt auch deutlich, wie sowas von statten geht. Und auch wenn das Glied eines Hamsters doch recht lang ist im Vergleich zu seinem Körper, so bräuchte er schon kamasutraähnliche Stellungen, um da durch zu kommen. Ganz zu schweigen, dass die nötige Stimulierung des Weibchens völlig fehlt. Ihr merkt also selbst: dieser Grund ist echt sowas von unglaubwürdig.

 

5) Elefantenähnliche Tragzeit

Oft bekommen wir auch gesagt, dass der Hamster bereits schwanger übernommen wurde. Nach 4 Wochen wurde er plötzlich dicker und bekam dann Nachwuchs. Wenn man nun allerdings bedenkt, dass Hamster nur 16 - 18 Tage tragen und kein Sperma speichern, sieht man sehr schnell, dass es sich hier nicht um einen Hamster mit Überraschungspaket gehandelt haben kann.

 

Der oben dargestellte Vorgang zur Paarung stellt keine Anleitung oder Aufforderung dar. Zucht gehört in erfahrene Hände, nicht als zeitvertreib für Laien.